Pfingsten

Das Pfingstfest folgt im Kirchenjahr der Passionszeit und dem Osterfest. Pfingsten ist die Fortführung der Geschichte von Jesus und seinen Jüngern über Ostern hinaus und weist in die Zeit der Kirche hinein. Pfingsten verbindet die Jesuszeit mit der Zeit der Kirche, der Gemeinde, mit uns.Pfingsten erst gibt den Jüngern die Kraft und den Mut zum wahren Bekenntnis, zu Gemeinschaft, zu Taufe und Predigt. Pfingsten ist Öffnung, Bewegung, Begeisterung, ist Mut und Zuversicht und offenes Bekenntnis, Gemeinschaft, Fest und Fröhlichkeit. Jesus ist nicht weit fort, er ist bei uns, "Jesu Geist in unserer Mitte", wie es in einem modernen Kirchenlied heißt.

 

Neben Weihnachten und Ostern ist Pfingsten das dritte Hauptfest des Kirchenjahres. Das Wort "Pfingsten leitet sich vom griechischen pentekostä ab, das heißt "der 50. Tag". Hiermit ist zunächst das 50 Tage oder sieben Wochen nach Passah gefeierte Wochen- oder Erntefest, hebräisch schawuot, gemeint. Wie alle großen Feste Israels, so vertauschte auch das Wochenfest im Laufe der Zeit seinen ursprünglich agrarischen mit einem heilsgeschichtlichen Inhalt. So wurde das Schawuotfest nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels 70 n.Chr. zum Schwurfest, an dem man die Erneuerung des Bundes am Sinai beging. Seit dem 4. Jahrhundert wird Pfingsten am 7. Sonntag nach Ostern als das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes gefeiert.

 

Pfingsten bezieht sich auf das Geschehen, das die Apostelgeschichte 2, 1-41 darstellt.

Lukas schildert, dass alle in einem Haus versammelten Jünger mit dem Heiligen Geist erfüllt werden, und zwar unter elementaren, sinnenhaft erfahrenen Begleiterscheinungen, Feuer und Wind. In diesen Elementen erscheint Gott bereits im Alten Testament (so offenbart sich Gott dem Mose im brennenden Dornbusch).

Die Auswirkung dieses Geistempfangs zeigt sich darin, dass die Jünger beginnen, in anderen Sprachen zu sprechen. Unter den Zuhörern bilden sich zwei Haltungen heraus: die einen haben sich dem Anspruch des Heiligen Geistes geöffnet, sie hören das Lob Gottes und sind nun offen für weiteres Hören. Andere aber bleiben skeptisch und verdächtigen die Jünger, "voll des süßen Weines" zu sein. Auf rationalistische Weise zeigen sie damit ihr Unvermögen, sich dem Geschehen zu öffnen.

 

Hier setzt die Pfingstpredigt des Petrus (Vers 14-36) an. Sie widerlegt die Meinung der Spötter und erklärt dann die Bedeutung des Geschehens. Mit ihr wenden sich die Jünger zum ersten Mal missionarisch den Menschen zu, sie werden nach Jesu Willen zu "Menschenfischern". Die Pfingstpredigt gilt vor allem als ein Bekenntnis des Petrus, stellvertretend für alle Jünger, in aller Öffentlickeit zu Jesus dem Christus. Aus Petrus, der noch in der Nacht der Verhaftung versagte und Jesus dreimal verleugnete, wird durch die Kraft des Heiligen Geistes ein Begeisterter, der geistbegabte und mutige Fels der jungen Gemeinde.

 

Erfolg dieser Predigt ist die Taufe von 3000 Menschen und damit der Beginn der christlichen Gemeinde.

In diesem Geschehen bildet sich der Ursprung der christlichen Kirche ab. Nach der Jesuszeit beginnt die Zeit der Kirche, die ausgerüstet mit dem Heiligen Geist, das Neue, das durch Jesus in die Welt gekommen ist, wirksam und sichtbar vertreten will. Dieses Sichtbare und Wirksame findet in seinem Öffentlichkeitsanspruch Ausdruck, im Zeugnisablegen von den Taten Gottes in der Welt, welches sich in der Predigt vollzieht.

 

Das Pfingstfest ist gewissermaßen anders als die anderen Feste, ereignet es sich doch in einer Dimension, die über unseren menschlichen Erfahrungsbereich hinausgeht. Die sinnliche Erfahrung des Heiligen Geistes lässt sich nur schwer fassen. Pfingsten fordert geradezu dazu auf, sich dem Erleben dieses Festes und seiner Wurzel hinzugeben und sich ergreifen oder besser: begeistern zu lassen.Wenn wir Pfingsten feiern, so feiern wir immer noch die österliche Botschaft, die Petrus den Menschen in Jerusalem verkündet: Jesus lebt!

Wir feiern diese Botschaft an Pfingsten in der Gewissheit, dass er bei uns ist "bis an das Ende der Welt" (Mt. 28,20), dass sein lebendiger Geist mitten unter uns ist.

 

Pfingsten heißt: Öffne dich! Fürchte dich nicht! Der Gott, der dir den Atem gegeben hat, ist bei dir, wie Wind um dich und der Atem in dir, nicht sichtbar, aber spürbar und gewiss!

Gott offenbart sich in Feuer und Wind - z. B. im brennenden Dornbusch
Gott offenbart sich in Feuer und Wind - z. B. im brennenden Dornbusch