Martin Luther und der Reformationstag

Augustiner-Kloster Erfurt
Augustiner-Kloster Erfurt

1517: Ein neuer Weg

"Ein brennendes Verlangen hatte mich gepackt, Paulus im Römerbrief zu verstehen; aber ein Wort stand mir im Wege: Gottes Gerechtigkeit wird darin offenbart (Römer 1,17). Ich hasste diese Vokabel Gerechtigkeit Gottes, die ich gelehrt war, zu verstehen von der aktiven Gerechtigkeit, mittels derer Gott gerecht ist und die Sünder und die Ungerechten straft. Ich aber, so untadelig ich auch als Mönch lebte, fühlte mich vor Gott als Sünder von unruhigstem Gewissen und konnte mich nicht darauf verlassen, dass ich durch meine guten Taten mit Gott versöhnt sei, ich liebte nicht, nein, hasste den gerechten und die Sünder strafenden Gott und war im Stillen mit ungeheurem Murren empört über ihn. So raste ich wilden und wirren Gewissens, und dennoch klopfte ich beharrlich an eben dieser Stelle bei Paulus an mit glühend heißem Durst, zu erfahren, was St. Paulus wolle.

Bis ich, dank Gottes Erbarmen, Tag und Nacht darüber nachdenkend, auf den Zusammenhang der Worte aufmerksam wurde, nämlich: Gottes Gerechtigkeit wird darin offenbart, wie geschrieben steht: Der Gerechte lebt aus Glauben. Da begann ich, die Gerechtigkeit Gottes zu verstehen, dass durch Gottes Geschenk der Gerechte lebt, nämlich aus Glauben, und dass dies der Sinn sei: Durch das Evangelium von Jesus Christus werde Gottes Gerechtigkeit offenbart, nämlich eine zugesprochene Gerechtigkeit, durch die uns der barmherzige Gott gerecht macht durch den Glauben, wie geschrieben ist: Der Gerechte lebt aus Glauben.

Da hatte ich das Empfinden, ich sei geradezu von neuem geboren und durch geöffnete Tore in das Paradies selbst eingezogen."

 

Martin Luther über seine reformatorische Entdeckung um 1517

Eine kurze Biographie Martin Luthers

Martin Luther (1483-1546) ist eine der prägenden historischen Persönlichkeiten mit entscheidenden Auswirkungen auf die deutsche Geistesgeschichte. Er gilt als die Schlüsselfigur der Reformation. Aus kleinen Verhältnissen stammend, wird er durch den ehrgeizigen Vater zum höheren Schulbesuch mit anschließendem Jurastudium bestimmt. Luther geht jedoch aufgrund eines traumatischen Erlebnisses im Rahmen eines schrecklichen Unwetters, bei dem er in seiner Not ein Gelübde ablegt, ins Augustinerkloster in Erfurt und wird Mönch. Er studiert Theologie und wird Professor in Wittenberg.

In seiner Klosterzeit ringt Luther mit dem gerechten Gott, der in der mittelalterlichen Sichtweise den Menschen für seine Sünden als strenger Richter straft. Gute Werke versprechen weniger Strafe. Weiteren Straf-Ablass verspricht die Kirche durch die sogenannten Ablassbriefe, welche die Menschen kaufen können, um die ihnen je nach Strafmaß zugemessene Zeit im Fegefeuer zu verkürzen, auch posthum für ihre Angehörigen.

In den Jahren zwischen 1515 und 1517 entdeckt Luther den Kern seiner später ausgearbeiteten Rechtfertigungslehre und findet den „gnädigen Gott“. Diese „reformatorische Entdeckung“ ist der Auslöser für die Reformation.

 

Ab dem 31.10.1517 veröffentlicht Luther 95 Thesen gegen den Ablass und die damit verbundenen Missstände. Die Thesen finden rasch Verbreitung durch den noch jungen Buchdruck und erfahren viel Zustimmung. Luther bricht mit der römischen Kirche, als er die Unfehlbarkeit der Konzilien und den Primat des Papstes bestreitet.

 

1521: Luther wird exkommuniziert. Vor dem Reichstag von Worms soll er seine Schriften widerrufen, was er verweigert („Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen.“) Kaiser Karl V. verhängt nun die Reichsacht über Luther und seine Anhänger. Auf dem Rückweg entführt und beschützt durch seinen Landesfürsten, Friedrich den Weisen, verbringt Luther inkognito (als „Junker Jörg“) eine Zeit auf der Wartburg bei Eisenach. Hier übersetzt er das Neue Testament ins Deutsche. Damit wird allen Menschen die Möglichkeit geboten, selbst die Evangelien und ihre frohe Botschaft zu lesen. Luther sagt sich von seinen Mönchsgelübden los und kehrt unter Gefahr seines Lebens als Professor nach Wittenberg zurück, von wo aus er Einfluss nimmt, unter anderem auch durch seine Schriften und seine Predigten.

 

Die Reformation nimmt ihren Gang, in deren Zug es zu Auseinandersetzungen auch mit radikalen Reformern kommt. Viele Klöster werden aufgelöst. Es kommt zum Bauernaufstand, bei dem Luther zu Mäßigung und Unterordnung unter die Obrigkeit aufruft. Als die Bauern vernichtend geschlagen werden, hat Luther bei den einfachen Leuten viel Sympathie verloren.

 

1525 heiratet Luther die ehemalige Nonne Katharina von Bora und gründet mit ihr das erste evangelische Pfarrhaus, in welchem im Lauf der Zeit fünf Kinder geboren werden und viele Haus- und Tischgäste sowie Luthers Studenten beherbergt werden. Katharina, die „Lutherin“, bietet ihrem Mann den Ruhepunkt, den der leidenschaftliche und später zunehmend kranke Reformator für die Fortsetzung seiner Arbeit braucht. Im weiteren Verlauf der Reformation nimmt Luther immer wieder Stellung durch seine vielfältigen Schriften. Auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 legen die „Protestanten“ ihr Bekenntnis ab („Augsburger Bekenntnis“). Im Jahre 1532 ermöglicht der Nürnberger Religionsfriede die weitere Ausbreitung des „Protestantismus“. Luther stirbt am 18. Februar 1546 in Eisleben.



Luther hatte zwar nicht daran gedacht, eine neue Lehre zu begründen. Und dennoch begann mit dem 31. Oktober 1517 die Reformation der Kirche.

 

Im Jahr 2017 feiern wir also 500 Jahre Reformation. Aus diesem Grund wurde das ganze Jahrzehnt zur Lutherdekade (griech. deka=zehn) bestimmt.

 

In Ostfriesland gedenken wir des großen Reformators auch im Rahmen des Martini-Abends am 10. November. Viele Kinder werden dann wieder singen: "Martinus Luther war ein Christ, ein glaubensstarker Mann!"

 

Lesen Sie unter www.reformationstag.de oder unter www.luther2017.de weiter, wenn Sie mehr Informationen wünschen.

 

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