Gottesdienstordnung

Gottesdienstordnung St. Petri Aurich-Oldendorf
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Ausführliche Erläuterungen zur Gottesdienstordnung

Zu Beginn des Jahres 2011 haben wir uns im Kirchenvorstand vorgenommen, einige behutsame und hoffentlich hilfreiche Veränderungen an unserem Gottesdienst vorzunehmen, sie jedenfalls zunächst einmal auszuprobieren. Wir wollen damit besser erfahrbar und nachvollziehbar machen, worum es im Gottesdienst eigentlich geht.

 

Ein Gottesdienst ist ja mehr als nur eine Versammlung der Gläubigen. Und es geht erst recht um viel mehr als um Traditionspflege. Sondern ein Gottesdienst, der seinen Namen verdient, lebt von der Voraussetzung, dass in ihm Gott selbst uns begegnen will – in seinem Wort, durch seinen Geist. Mit seinem Wort will er Irrende zur Umkehr rufen, schuldig Gewordenen Vergebung zusprechen, verfinsterte Herzen erleuchten und betrübte Seelen trösten. Auf diese Weise will er immer wieder unser Leben erneuern und berichtigen.

 

Natürlich geschieht so etwas nur dann, wenn Gott selbst es will und bei wem er es will. Wir können es nicht selber bewerkstelligen und schon gar nicht herbeizwingen. Aber wer in einen Gottesdienst geht, der sollte damit rechnen und sich darauf einstellen, dass es für ihn tatsächlich zu solch einer wirklichen Begegnung mit Gott kommen kann.

 

Nun sind wir dazu allerdings von uns aus nicht ohne weiteres innerlich bereit und offen. Auch wer in einen Gottesdienst geht, ist meist vor allem mit sich selbst beschäftigt, mit dem Ärger der vergangenen Woche z.B., mit Sorgen um die Gesundheit oder um nahestehende Menschen, oder auch mit ganz anderen persönlichen Wünschen, Hoffnungen und Ängsten. Das ist ganz normal und auch völlig legitim. Aber solange wir derart mit uns selbst beschäftigt sind, angefüllt und besetzt mit unseren persönlichen Wünschen und Problemen, solange sind wir nicht wirklich offen für eine wirkliche Begegnung mit Gott; zumindest können wir dann nur sehr eingeschränkt hören und wahrnehmen, was Gott uns sagen und zeigen will.

Darum gilt, was der Theologe Manfred Josuttis in seinem grundlegenden Buch zum Gottesdienst (Der Weg in das Leben, München 1991, S. 162) so formuliert:

 

„Wer sich dem Heiligen wirklich nähert, muss sich von aller Selbstbezogenheit und Weltverfallenheit lösen. Er muss frei werden von Ängsten und Sorgen, indem er seine Ängste und Sorgen vor Gott trägt. Er muss zur Alltagswirklichkeit in Distanz gehen, um die Wirklichkeit der transzendenten [d.h. der jenseitigen, göttlichen] Macht zu erfahren.“

 

Um wirklich offen und frei zu werden für die Begegnung mit Gottes Wort, sollte man darum zuvor einen solchen Weg der inneren Reinigung beschreiten. Und genau das soll eigentlich im Anfangsteil des Gottesdienstes geschehen. Dem soll die sogenannte Eingangsliturgie des Gottesdienstes dienen, also all das, was bis zur ersten biblischen Lesung im Gottesdienst gesprochen, gesungen und gebetet wird. Es soll uns reinigen und lösen von dem, was unsere Herzen und Sinne besetzt hält, und uns öffnen für das, was Gott uns sagen will.

 

Darum haben wir die Eingangsliturgie unserer Gottesdienste nun so verändert und gestaltet, dass sie in diesem Sinne verständlicher, nachvollziehbarer und vielleicht auch wirksamer werden kann.

 

Und zwar soll das in folgender Weise geschehen:

 

Nach dem Glockengeläut, dem musikalischen Vorspiel, der Begrüßung und dem Eingangslied geben wir Gott die Ehre, indem wir wie bisher gemeinsam singen: „Ehr‘ sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist…“.

Darauf aber folgt jetzt nicht mehr sofort das „Kyrie eleison – Herr erbarme dich“, sondern es wird ein Teil eingeschoben, der jenen Prozess der inneren Reinigung und Öffnung anstoßen und befördern soll – und zwar auf folgende Weise: Der Liturg/die Liturgin (also der Pastor oder die Lektorin) spricht zunächst einmal das folgende vorbereitende Gebet:

 

„Wir kommen zu dir, Gott, aus all unserer Unruhe,

mit so vielen Gedanken, die wir uns machen über unser Leben und diese Welt.

Wir kommen zu dir mit unseren Sorgen und Ängsten, mit unserer Sehnsucht und Hoffnung, mit allem Glück, das uns erfüllt, und allem Leid, das uns beschwert.

So haben wir uns eingefunden in deinem Haus. Hier werden wir stille vor dir.

Und in der bringen wir nun vor dich, was uns ganz persönlich beschäftigt und umtreibt.“

 

In der darauf folgenden Phase der Stille hat nun jede/r die Gelegenheit, im stillen Gebet das Gott anzuvertrauen, was ihn oder sie ganz persönlich bewegt.

Danach setzt der Liturg/die Liturgin das Gebet in folgender Weise fort:

 

„In deine Hände, Gott, legen wir alles, was unser Leben bestimmt –

alles Leid und alle Freude, alle Schuld und alles Glück.

Wir lassen los, um neu zu empfangen.

Öffne unsere Herzen und Sinne für das, was du uns sagen willst.

Lass deinen Geist in uns einziehen, damit unser Leben wachsen und sich entfalten kann in deinem Licht und deiner Wahrheit.

Darum bitten wir dich um dein Erbarmen und rufen zu dir:

Herr, erbarme dich; Kyrie eleison.“

 

Und darauf folgt dann das gemeinsam gesungene Kyrie, und zwar in einer eingängigeren und besser singbaren Form als bisher (im Gesangbuch steht sie unter der Nr. 178.9).

Ein kurzes Gebet leitet danach über zum „Gloria“, dem „Allein Gott in der Höh sei Ehr“, wovon wir in Zukunft die Strophen 1 und 2 singen werden (im Gesangbuch 179,1+2).

 

Wie gesagt: Wir hoffen, dass diese Veränderungen und Erweiterungen die Eingangsliturgie unseres Gottesdienstes nachvollziehbarer, verständlicher und vor allem auch hilfreicher machen.

 

Der Kirchenvorstand und die Pastoren Rainer Hecker und Thomas Henneberger