Danken, jetzt?!
Erntedankfest – in der Kirche ist alles schön geschmückt: Kürbisse, Äpfel, Birnen, Weintrauben, Kartoffeln... Das Ganze sorgsam drapiert auf Stroh. Gott Danke sagen für die Ernte und für alles,
womit er uns beschenkt hat, das ist der Sinn des Festtages.
Doch angesichts all der Krisen in der Welt fällt der Dank bei vielen Menschen zurzeit eher verhalten aus. Danken, jetzt? Die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen, die immer extremeren Folgen
der Klimaerwärmung und eine insgesamt angespannte Weltlage überschatten das Fest. Es sind
Gefühle der Verunsicherung und der Angst, die bei vielen gerade den inneren Ton angeben.
Doch am Erntedanktag hören wir mitten in alledem Worte, die ganz anders klingen: „Dankt dem Herrn, denn er ist gut zu uns, seine Liebe hört niemals auf!“ (Psalm 107,1) Passt irgendwie nicht in
unsere krisengeschüttelte Zeit, denke ich beim ersten Hinhören. – Oder vielleicht ja doch? Passt diese ermunternde Zusage, die in der Bibel übrigens gleich mehrfach zu vernehmen ist, vielleicht
gerade jetzt? Brauchen wir sie möglicherweise sogar?
Ich merke: Auf der Suche nach dem, wofür ich dankbar sein kann, fällt mir einiges ein: Das frische Brot vom Bäcker, das noch ein bisschen warm ist.
Eine schöne Musik. Die Pilze jetzt im Wald. Das bunte Herbstlaub. Der Regenbogen vor meinem Fenster. Und natürlich: Die Menschen, die ich liebhabe und mit denen ich verbunden bin. Nicht zu
vergessen auch die vielen,
die den Krisen etwas entgegensetzen: Die geflüchteten Menschen helfen, die Fahrrad, Bahn und Bus fahren statt Auto, die weniger Fleisch essen, die Plastik vermeiden, und, und, und… Leute, schön,
dass es euch gibt! Und dann der Bibelvers: „Gottes Liebe hört niemals auf“ – was für eine mutmachende Zusage!
Irgendwie spüre ich: Das Danken tut mir auch und gerade in diesen schwierigen Zeiten gut. Wahrscheinlich nicht nur zu Erntedank. Ja: Danken, jetzt!
Bunte, frohe und gesegnete Herbsttage wünscht euch von Herzen Euer Pastor Michal Schilling.